Hybridunterricht? – Was ist das denn?

Die Anwesenheitskon-trolle ist erfreulich – alle da, keiner krank. In diesen Zeiten ein Segen. Dennoch blickt man nicht wie gewohnt...

in 30 verschlafene Augenpaare: Die Reihen sind licht geworden, denn in den Jahrgangsstufen 8 und 9 findet wegen der hohen Infektionszahlen gerade „Hybridunterricht“ statt.

Mancherorts ist ein Präsenzunterricht sogar aktuell gar nicht mehr möglich: Fernunterricht, wer hätte das je für möglich gehalten? Immer wieder sind Schülergruppen oder ganze Klassen in Quarantäne, auch Lehrkräfte bleiben davon nicht verschont. In diesen schwierigen Zeiten braucht es viel Kreativität und die Bereitschaft, sich auf ungewohntes Terrain zu begeben, um Unterricht trotz der widrigen Umstände zu realisieren.

An der Dr.-Ernst-Schmidt-Realschule machen sich gerade jetzt die Investitionen des Sachaufwandsträgers in digitale Tafeln und Headsets bezahlt. Die Anwesenheit der Klassen, die sich in Quarantäne befinden, oder die der Schüler*innen, die im täglichen Wechsel zuhause und in der Schule am Unterricht teilnehmen, wird mithilfe der Software Microsoft Teams zu Unterrichtsbeginn überprüft. Nach einem gemeinsamen Startschuss in den Tag per Audio-, Videokonferenz oder Klassenchat, finden sich im jeweiligen Fachteam dann Arbeitsaufträge und ggf. auch gleich die passenden Arbeitsblätter, Links zu ausgewählten interaktiven Übungen auf Lernplattformen oder kurze Videoclips. Vielfach gibt es sogar Unterricht live aus dem Klassenzimmer direkt nach Hause. Und zwar über die Freischaltung der elektronischen Tafel, sodass die Schüler*innen alles, was dort passiert, mitverfolgen, ja sogar bearbeiten können. Dank der neu angeschafften Headsets können sie ihre Lehrer*innen hören. Selbst können sie sich auch aktiv in das Unterrichtsgeschehen einbringen, indem sie virtuell die Hand heben und anschließend über das Mikro am eigenen Smartphone, Tablet, Laptop oder PC zu Wort melden. Bewusst wechseln sich momentan digitale und analoge Angebote der Lehrkräfte ab, um Abwechslung zu bieten und einer Berieselung vor dem Bildschirm entgegenzuwirken.

Schon im totalen Lockdown hatte die Einführung der Software Microsoft Teams die Kommunikation innerhalb der Schulfamilie kanalisiert und deutlich erleichtert. So ist es bereits zu Beginn der Pandemie möglich gewesen, Schüler*innen auch aus der Ferne zu erreichen, sie weiter zum Lernen zu motivieren, ihnen Lern- und Gesprächsangebote zu machen, Unterrichtsinhalte ansprechend zu präsentieren und Feedback zu geben. Die Schüler*innen sind froh, soziale Kontakte in der Schule halten zu können und mit dem Lernen nicht alleingelassen zu werden. Auch die Rückmeldung von Eltern fällt vielfach sehr positiv aus, da sie – bei allen Schwierigkeiten – ebenso spüren, dass den Lehrkräften der Kontakt und das kontinuierliche Lernangebot für ihre Kinder am Herzen liegen.

Dennoch… Eines ist inzwischen allen Beteiligten klar: Digitaler Unterricht kann Präsenzunterricht nicht ersetzen, egal wie gut er gemacht ist. Ein Unterricht mit digitalen Mitteln fördert auch nicht automatisch die Medienkompetenz der Schüler*innen, also deren Fähigkeit die verschiedenen Medienkanäle und Inhalte kompetent und vor allem kritisch zu nutzen sowie mit ihnen kreativ und kompetent zu agieren. Dazu müssen Lehrkräfte und Erziehungsberechtigte den Kindern und Jugendlichen Vorbilder sein, sie im Umgang mit digitalen Medien begleiten sowie deren Gefahren und Möglichkeiten aufzeigen. Digitale Lernangebote können demnach Unterricht zwar nicht ersetzen, ihn aber in Zukunft durchaus sinnvoll ergänzen.

Lehrende sind immer auch Lernende und Lernen braucht Zeit, genauso wie die richtigen Rahmenbedingungen. Diese sind an der Realschule Ebern sehr günstig, denn die technische Ausstattung ist auf dem neuesten Stand. Dennoch… Während an anderen Institutionen Fachpersonal für die Wartung der Geräte und Aktualisierung der Software zuständig ist, leisten dies an den Schulen unsere Systembetreuer, und zwar neben ihren unterrichtlichen Aufgaben. Lehrkräfte sind bereit, Neues zu wagen, auch wenn es schon einmal vorkommt, dass die Schüler zuhause den Kollegen aus dem Nachbarzimmer hören, weil die Headsets sich falsch gekoppelt haben. Aber studiert haben die meisten ja auch nicht Medienwissenschaft oder Informatik, sondern andere Fächer mit dem Schwerpunkt Pädagogik. Zum Lernen ist man zum Glück nie zu alt und Lachen hilft ja bekanntlich dabei.

von Nina Hagen und Miriam Siedler