Eberner Dschungelmusik im Kultusministerium - Volltext (aus: InFranken)
Allein die Tatsache, dass sie sich am Montag um fünf Uhr morgens auf die Reise nach München machte, bescherte der Chorklasse 6c einen Extraapplaus von Ministerialbeauftragten und Projektverantwortlichen. Seit 2011 arbeitet die Dr.-Ernst-Schmidt-Realschule in Ebern im Projekt "klasse.im.puls" unter der Schirmherrschaft des bayerischen Kultusministers Ludwig Spaenle. Beratung, Unterstützung und Betreuung gibt vom Musikpädagogen Prof. Wolfgang Pfeiffer und seinem Team an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Neuer Impuls
"Durch dieses Projekt hat die Musik einen ganz neuen Impuls an unserer Schule bekommen", freut sich Schulleiter Hartmut Weis, der selbst Klavier und Geige spielt. Die Chorklasse kann in der fünften und sechsten Jahrgangsstufe besucht werden. Drei Stunden Musik in der Woche stehen dabei auf dem Stundenplan. Nicht nur die Musik allein, sondern das ganze Konzept, nämlich in der Gemeinschaft Musik machen, stärkt die "Sekundärtugenden" der Schüler: " Das Sozialverhalten, der Zusammenhalt, aufeinander hören und auf den Lehrer hören", schwärmt Hartmut Weis, "bei Herrn Schmidt sind die auf dem Punkt da."
Lehrer Bernd Schmidt ist einer der drei Musiker, die sich um die kleinen Sänger und Sängerinnen kümmern. Mit am Dirigentenpult sitzen Tanja Lorenz und Heiko Müller. An der Zertifizierungsfeier in München konnten sie nach neuen Idee Ausschau halten, denn 17 Chor- und Bläserklassen aus ganz Bayern bekamen eine Auszeichnung. Aber: "Wir machen in Ebern das, was möglich ist. Räumlich sind wird doch sehr begrenzt", sagt Bernd Schmidt. So findet in diesem Jahr auch kein traditionelles Weihnachtskonzert statt. Bei Hartmut Weis landeten deshalb schon die ersten Beanstandungen von Eltern auf dem Tisch. Die Chorklassen proben trotzdem für ein Weihnachtsmusical. Und Bernd Schmidt hat Hoffnung: "Mit dem neuen Anbau ändert sich hoffentlich bald einiges."
Lob für die Eltern
Apropos Eltern: "Ich finde es wirklich toll, wie sich die Eltern der Chorklasse in diese Arbeit einbringen", sagt Bernd Schmidt. Wie bei jedem anderen Auftritt, waren die Kinder auch am Montagmorgen um 5 Uhr alle pünktlich am Bus. Mamas haben Brezeln in Notenschlüsselform gebacken. Die Schule hat T-Shirts gesponsert. Die Generalprobe fand direkt zwischen den Gästen und Politikern statt: "Die waren ordentlich aufgeregt. Da muss man sich schon was einfallen lassen", meinte Bernd Schmidt, der die Kinder in Reih und Glied bringen musste.
Dass gerade die Eberner in München singen durften, hatte zwei Gründe: "Wir wollten Klassen aus unterschiedlichen Regionen haben. Für Nordbayern haben wir uns für Ebern entschieden", erklärte Evelyn Beißel, die das Projekt "klasse.im.puls" an der Universität Nürnberg-Erlangen betreut. Außerdem hatten sie die Sänger aus Ebern anlässlich des Chorklassen-Konzerts mit den Nürnberger Symphonikern unter der Leitung von Chefdirigent Alexander Shelley im Jahr 2012 überzeugt.
Dschungelmusik von der Eberner Chorklasse fegte durch die alten Gemäuer des Kultusministeriums. "Wir hatten keine Zeit, ganz spezielle Lieder für diese Feier einzustudieren", merkte Bernd Schmidt an. So packte er das Sommerprogramm aus: "The Lion sleeps tonight" und "Das Haus am See". Damit zog er die richtigen Register. Die Sechstklässler waren in Hochform.
In der Laudatio der Dr. Ernst-Schmidt-Realschule war von "herausragender Chorklassenarbeit" die Rede, und: "Ganz gezielt und geschickt wird immer wieder das ganze Lehrerkollegium in die musikalische Arbeit eingebunden."
Es ist das Ziel des Projektes "klasse.im.puls", dass auch etwas aus dem bestehenden Projekt herauswächst. Das ist in Ebern nicht nur der gemischte Chor, der den Kindern und Jugendlichen ab der siebten Klasse eine Gesangsplattform bietet. Sondern auch, und darauf zielt die Laudatio ab: "Wir haben einen Lehrerchor an der Schule", ergänzt Schulleiter Hartmut Weis, "so bekommen alle Lehrer einen Sinn für die Musik und unterstützen diese Arbeit."
(Johanna Eckert)