Gutes Singen ist eine Frage der Technik
Für den nächsten großen Auftritt der Chorklasse hat Bernd Schmidt jedoch Unterstützung in Sachen Stimmbildung bekommen. Nicht weil er es alleine nicht geschafft hätte, sondern weil es das Projekt „klasse.im.puls“, nach dessen Konzept Bernd Schmidt und seine Kollegen seit drei Jahren Chorklassen unterrichtet, ermöglicht. So klopfte vor wenigen Tagen die Altistin Christine Mittermair an die Türe der Chorklasse 6c in Ebern. Die Profimusikerin absolvierte ihr Gesangsstudium an den Musikhochschulen Würzburg, Berlin und Nürnberg. Zudem studierte sie Liedgestaltung und nahm an etlichen Meisterkursen teil. Im Jahr 2005 wurde sie mit dem Stipendium des Richard-Wagner-Verbands ausgezeichnet. Als Konzertsängerin ist sie im In- und Ausland unterwegs.
In Ebern war es Aufgabe der Musikerin, den Kinder Tipps und Tricks im Hinblick auf die Stimmbildungmitzugeben. Im Rahmen von „klasse.im.puls“ tourte sie durch viele bayerische Schulen und hatte auch ein Auge darauf, ob die Vorbereitungen für das Musical „West Side Story“ laufen. Das wird die Chorklasse der Realschule Ebern zusammen mit anderen Chorklassen und den Nürnberger Symphonikern am 13. Mai im Musiksaal der Kongresshalle in Nürnberg aufführen. Ein großer Event für die kleinen Sänger.
„Stimmbildung ist den Kindern nicht unbekannt“, weiß Musiklehrer Bernd Schmidt. Er selbst bindet dazu verschiedene Methoden ständig in den Unterricht ein. Ohne würden die Gesänge einfach nicht klingen. Lästig ist das für die Kinder nicht, denn es läuft ganz spielerisch ab. Auch mit der Profimusikerin Christine Mittermair. Sie sitzt an ihrem Keyboard und die jungen Sängerinnen vor ihr fangen erstmal ordentlich an zu gähnen. Aber von wegen: Singen ist langweilig. „Damit wird der Unterkiefer geöffnet, sämtliche Gesichtsmuskeln gedehnt und gelockert, der Körper geweitet und so klappt es besser mit der Luft, die man zum Singen braucht“, erklärt die Pro- fisängerin Christine Mittermaier im Gespräch mit der NP.
Wer vor der Tür lauscht, in der die Stimmbildnerin mit den Kindern Kleingruppenunterricht macht, muss die Ohren aufmachen, um etwas zu hören. „Nein, das wird man nicht erleben, dass die mal still sind“, sagt Musiklehrer Bernd Schmidt schmunzelnd. Die Kinder der Chor- klasse 6c hören der Sängerin konzentriert und motiviert zu. Dann fangen sie wieder an, mit den Tönen zu werfen: „So bekommt man auch die Tonkurven in den oberen Reihen gut hin. Da müsst ihr einfach experimentieren“, meint die Expertin. Und genau letzteres motiviert die jungen Musiker.
Sie formen ihre Lippen, drücken die Backen mit den Fingern, arbeiten an ihrer Haltung, erforschen ihr Zwerchfell und sind ganz achtsam, was ihr Kiefer macht, wenn sie die Vokale singen. „Ich habe mir das anders vorgestellt", gibt der Schüler Kilian Marks. Er ist positiv überrascht. Vor allem von dem gemeinsamen Schlusslied am Ende des Vormittages mit der Stimmbildnerin. „Das war schon wirklich anders. Hat viel besser geklungen“, sagt der Sänger.
Am 23. März wird sich die Chorklasse 6c der Realschule Ebern mit den Nürnberger Symphonikern zu einer ersten Probe treffen. Im April gehen die Eberner Musiker auf Probentage. Danach dauert es nicht mehr lange bis zum großen Auftritt. „Die können fei sehr gut singen“, gibt Christine Mittermair am Ende ihres Besuchs in Ebern dem Lehrer Bernd Schmidt als Feedback mit. Er fühlt sich in seiner Arbeit bestätigt und ist optimistisch, dass das mit dem rhythmisch etwas schwierigerem Sechsertakt in einem Auszug aus „West Side Story“ bis zum 13. Mai auch noch hinhaut. Die Chorklasse 6c und Bernd Schmidt wollen sich vor den Nürnberger Symphoniker und dem berühmten Dirigenten Ingmar Beck ganz selbstverständlich von der besten Seite präsentieren.
(Johanna Eckert)