Mit dem Rollstuhl durch die Schule – wie man Barrieren in den Köpfen begegnet

Er ist schon ein lieb gewonnenes Ritual, der Besuch der OBO aus Coburg. Am 10. Mai 2024 war es wieder so weit. Vier Besucher der offenen Behindertenarbeit in Coburg boten den Schülerinnen und Schülern der Klasse 8 C/IIIb in unterschiedlichen Stationen einen Einblick in die Hürden, die beeinträchtigte Menschen im Alltag zu bewältigen haben. Dabei hatten sie die Aufgabe, eine Fahrt mit dem Rollstuhl zu meistern, eine Tür zu öffnen, hineinzufahren und auch wieder aus dem Raum herauszukommen. Ein durchaus schwieriges Unterfangen! Genauso schwer erschien es manchen – mit einer durch eine Brille simulierten Sehbehinderung – einen Ball zu fangen. Ein Memory zur leichten Sprache, ein Auftrag zur Kommunikation mit der Gebärdensprache und eine Station, an der die Schüler ganz konkrete Fragen stellen durften, waren auch dabei. Schnell verloren die Schülerinnen und Schüler ihre Scheu gegenüber den Besuchern, die im Anschluss die Fragen beantworteten.

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Dabei erfuhr die Sozialwesenklasse unter anderem, dass es auf die Art der Beeinträchtigung ankommt, ob man sein Leben selbstständig organisieren kann oder auf eine Assistenzhilfe angewiesen ist, weil man zum Beispiel beim Nudelkochen den schweren Topf nicht heben kann. Hürden im Alltag, die einem gesunden Menschen gar nicht bewusst sind, stellen nicht nur das Kopfsteinpflaster für Rollstuhlfahrer, sondern auch Anforderungen in Industriebetrieben dar. Auch wenn beeinträchtigte Menschen eher in Rente gehen können als gesunde, ist ihnen die Arbeit aber wichtig und bereitet ihnen Freude. Das Problem nur: Sie erhalten in Werkstätten für beeinträchtigte Menschen nicht den Mindestlohn, weshalb sie auf zusätzliche Grundsicherung angewiesen sind.

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Nichtsdestotrotz haben die Schüler aber zwei Menschen gesehen, die trotz ihrer Behinderung Freude am Leben haben, genauso Hobbys nachgehen oder sich in der örtlichen Feuerwehr engagieren. Und die Menschen sind wie du und ich. Einen wichtigenGrundstein für dieses selbstbestimmte Leben bildete sicherlich die Fürsorge der Eltern, die ihre Kinder mit Krankengymnastik und Sprachtherapie gefördert, aber auch nicht in Watte gepackt, sondern gefordert hatten. Ein Credo, das man nur allen Eltern ans Herz legen kann! Nehmt ihnen nicht zu viel ab, sondern lasst sie ausprobieren und Hemmschwellen überschreiten! Das ist der beste Weg in ein selbstständiges Leben.

Michaela Werner

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